Projekte mit dem Quartierbüro 422

Kofferweise schöne Bücher für die Schüler und Schülerinnen

Ein in Deutschland bislang einzigartiges Leseförderprojekt startete im Dezember 2016 an fünf weiterführenden Schulen in Oberbarmen/Wichlinghausen. „Buch zu Besuch macht Schule“ heißt das Projekt, dass Lesekompetenz und Lesemotivation von Kindern nach dem Wechsel an die weiterführenden Schulen direkt am neuen Lernort fördern soll. Simone Jacken, Erzieherin, Buchhändlerin und Kinderbuchautorin aus Wuppertal hat dieses Konzept speziell für Fünftklässler/innen entwickelt. In einer Schulstunde werden die besten Kinderbücher für alle Lesestufen vorgestellt und im Anschluss an die Klasse verschenkt. Folgende Schulen wurden besucht:

Carl-Duisburg-Gymnasium mit fünf Klassen

Max-Planck-Realschule mit vier Klassen

Gesamtschule Langerfeld mit sechs Klassen

Hauptschule Matthäusstraße mit zwei Regelschulklassen und zwei Seiteneinsteigerklassen

Hauptschule Oberbarmen mit zwei Klassen

 

“Buch zu Besuch macht Schule“ ist auf Tour

An einem Vormittag in einer fünften Klasse in Oberbarmen/Wichlinghausen. Noch ein letztes „Stühle rücken“, dann ist der Stuhlkreis perfekt. Die Namensschilder der Kinder sind ausgedruckt und kleben an den jeweiligen Plätzen. Die Kinderbücher, die in der nächsten Stunde die Hauptrolle spielen werden, liegen als Fisch angeordnet auf dem Boden.

Die Pause ist vorüber und die Kinder strömen in die Klasse. Neugierig betrachten sie beim Platzsuchen die Bücher und erste Rufe gehen durch den Raum: “Das kenn ich.“  „Das ist geil.“  „Ich hab den Film davon gesehen.“ „Ah, der neue Greg, wünsch ich mir.“ Nach einem fröhlichen „Guten Morgen“ geht es dann auch schon los.

Wir kommen ins Gespräch, über Bücher und das Lesen im Allgemeinen. Manche haben ihre Lieblingsbücher mitgebracht, andere outen sich als Lesemuffel. “Ja, spannend muss eine Geschichte sein oder lustig, dann würde ich das Buch lesen“ sagen einige Kinder. Vielen sind auch Bilder und große Schrift noch wichtig.

Na, werden die Bücher aus dem Buchkoffer ihre Erwartungen wohl erfüllen? Zunächst geht es um den ersten Eindruck, den ein Buchcover auf uns macht. Die Kinder sollen, jeweils eine Karte auf ihr Lieblingstitelbild legen. In der Stunde soll es nun darum gehen herauszufinden, ob der erste Eindruck eines Buches mit dem Inhalt übereinstimmt. Immer ist Mitmachen und Erzählen der Kinder erwünscht.

Nach einigen „Einsteigerromanen“ mit übersichtlicher Seitenzahl für Leseungeübte schauen wir uns außergewöhnlich spannende und witzige Sachbücher an.

Vor allem „Warum ist Schnodder grün“, mit der Liste der „10 gefährlichsten Killertiere der Welt“, begeistert die Kinder. Oder sind es doch „Die besten Orte um Popel verschwinden zu lassen“? Was sie im Sachbuch „Erklär mir mal Wuppertal“ erfahren, können die Kinder kaum glauben. Haie in der Wupper, Napoleon in Beyenburg oder furchtbare Räuberbanden in alten Dönberg. Die Geschichte Wuppertals ist eben richtig spannend.

Die kurze Pause nutzen einige Schüler/innen, um schon einmal in die Bücher zu schauen, Bilder zu entdecken und sich gegenseitig kurze Passagen vorzulesen. Vor allem die illustrierte Ausgabe von „Harry Potter und der Stein der Weisen“ wird begeistert angesehen. Jetzt könnte man es doch tatsächlich einmal wagen, dieses dicke Buch zu lesen, bei den schönen Illustrationen.

Als es um die besten Romane geht, können einige Schüler/innen ausgedruckte Buchanfänge vorlesen und raten, zu welchem Buch dieser Anfang wohl passt. Bei der Vorstellung der Bücher „Alea Aquarius“, „Der Clan der Wölfe“ oder „Die Wildhexe“ wird es mucksmäuschenstill in der Klasse. Die Hörprobe von „Warrior Cats“ bringt noch einen Hörgenuss der ganz besonderen Art. Vorlesen ist eben immer noch angesagt! Am Ende der ca.75-minütigen Einheit werden die Karten erneut auf die Bücher gelegt. Einiges hat sich doch verändert, manche Bücher haben überrascht und wollen nun gelesen werden.

Wie groß ist die Freude als klar wird, dass die Bücher nun in den Klassenbestand übergehen. Für den großzügigen Zuschuss des Programms „Soziale Stadt“ für dieses Schulprojekt gibt es spontan Applaus; einige finden das „echt cool“.  Jetzt müssen die Lektüren nur noch in Schutzfolie eingebunden werden, die Regeln des Ausleihens geklärt werden und schon kann es losgehen mit Lesen, Lesen, Lesen.